Samstag, 24. Mai 2008

Nationalfeiertag

Vor genau einer Woche war in Norwegen Nationalfeiertag, der 17.Mai als Gedenken an die Verabschiedung der ersten norwegischen Verfassung 1814 (heisst eigentlich nix, da Norwegen bis 1904 von Schweden beherrscht wurde...). Das wird hier in Norwegen richtig ernst genommen und so habe ich mich natürlich auch mit einer Fahne bewaffnet und bin in die Stadt gezogen um mir das bunte Treiben anzuschauen.
Erste Erkenntnis (ok, so neu ist die nicht): Die Norweger sind komplett Norwegenverrückt, jeder hatte entweder eine Fahne oder so eine Art Orden in den Nationalfarben dabei, selbst den Kindern werden Fahnen und farbige Luftballons in die Hand gedrückt.
Die zweite Erkenntnis: Die Geschichten stimmen, der Norweger an sich ist total verrückt auf Trachten. Fast jede Frau (die Mädchen bekommen die Tracht, Bunad genannt, zur Konfirmation geschenkt) und viele Männer haben Trachten getragen, die anderen hatten wenigstens nen dunklen Anzug an.
Man stellt sich das jetzt ziemlich altmodisch vor, ich muss aber sagen dass diese Kleider echt was her machen und es ist natürlich auch nicht mehr peinlich, wenn die Mehrheit der Leute eine Bunad trägt. Geil ist auch, dass zu den Kleidern Umhänge gehören unter denen die Mütter gerne mal ihre Kinder wärmen, das hat was Mona Lisa mäßiges an sich.
Anlässlich des Nationalfeiertags gibt es dann auch immer 3 große Paraden: morgens die Kinderparade, mittags die Hauptparade und danach dann die Russ-Parade, aufmerksame Leser kennen die Russ ja schön, für die Anderen sei gesagt, daß sind die norwegischen Abiturienten die sich zwischen dem 1. und 17. Mai regelmäßig gewissen Exzessen hingeben. Die Kinderparade haben wir verpasst, zur Hauptparade haben wir uns als Fahnenschwenkender Zug internationaler Studenten aufgemacht. Wirklich erstaunlich wer alles an so einer Parade teilnimmt: Der Club der Bartträger (meine Favoriten), diverse Sportgruppen bis hin zur Mannschaft von Rosenborg Trondheim, Kapellen, Pfadpfinder, Schwule und Lesben, Männer- und andere Gesangsvereine, Kirchen, alle. Auch die ESN (Vereinigung der Erasmusstudenten) hatte Leute im Zug, da haben wir uns dann gleich mal eingereiht um die Stimmung etwas zu heben. Wir hatten allerdings das Gefühl, das unser "Happy Birthday to you" eher auf geteilte Meinungen gestoßen ist, die Laola fand allerdings großen Anklang. Am Ende hat sich der Zug dann langsam aufgelöst und ich hab mich bei dem Gedanken ertappt "jetzt schön zum nächsten Bierkarussel und son schönes 0,2 zischen". Aber weit gefehlt, auf dem ganzen Marktplatz kein einziges Bierkarussel zu sehen (stellt euch das mal in Deutschland vor...) und zudem waren wirklich alle Leute um mich rum nüchtern. Sehr seltsam, Norweger können fröhlich sein ohne Alkohol ;)
Im Anschluss dann die Russ-Parade, alle Abiturienten = Russe ziehen im Sternmarsch auf den Marktplatz zu und verteilen so eine Art Autogrammkarten die die Kinder dann sammeln. Früher sollen sich die Russ dabei noch richtig Gedanken gemacht und witzige Wagen entworfen haben, davon ist scheinbar wenig übrig geblieben, ein Wohnwagen als Musicbox war das höchste der Gefühle. Ansonsten sahen sie aber ganz witzig aus.

Sonst gibt es aus der letzten Woche wenig zu berichten, man lernt weiter fleißig norwegisch und ist schon auf Seite dreizehn seines norwegischen Kinder-Abenteuerromans.

Und seit gestern habe ich 5 Jahre Abi! Und die Party dazu versäumt. Super.

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