Wie angekündigt nun mein Reisebericht von den Lofoten. Die Lofoten werden selbst von Norwegern oft als schönstes Gebiert Norwegens bezeichnet, ein Auslandssemester kann also ohne einen Besuch dort nicht komplett sein. So haben Andy und ich also zwei Zugtickets nach Bode und zurück gebucht und von dort unsere Lofotenreise gestartet.
Zuerst mal wieder ein bischen was zu Land und Leuten. Die Lofoten liegen 100 bis 300km nördlich des Polarkreises und damit ungefähr auf gleicher Höhe mit Alaska (!!!), haben aber aufgrund des Golfstroms noch ein relativ angenehmes Klima. Seit Menschen auf den Inseln leben gehts hauptsächlich um Fischfang, von Februar bis März kommt der Dorsch in riesigen Schwärmen um zu laichen (in der Hochzeit Ende des 19. Jahrhunderts wurden 40.000t Fisch pro Saison gefangen), wird gefangen und zu Trockenfisch verarbeitet, dazu später mehr. Trockenfisch ist somit der Hauptexportartikel. Der Rest der Leute ernährt sich wohl vom Tourismus, die Inseln werden im Sommer regelrecht von Deutschen, Holländern, Italienern und Spaniern in Wohnwagen und Reisbussen überrollt, größtenteils ein eher schauriges Schauspiel, klassische deutsche Camper eben... Es ragen bis zu 1200 hohe Berge direkt aus dem Meer auf, verbunden mit weißen Sandstränden und türkisblauem Wasser, das man meint man wär in der Karibik. Aber jetzt mal chronologisch:
Tag 0 und 1: Trondheim - Bode - Moskenes - Fredvang
Abends ging es mit dem Nachtzug auf nach Bode, total geiler Zug da im Stil der zwanziger Jahre gehalten, große Ohrensessel mit Relaxfunktion als Sitze, da ließ es sich aushalten. In Bode angekommen gings dann rüber zur Fähre, die praktischerweise keine 100m von Bahnhof ablegt. Zusammen mit haufenweise spanischen und italienischen Touristen (anscheinend sind da gerade Ferien, da fahren die einfach mal mit nem Wohnmobil von Italien auf die Lofoten, die sind bekloppt!) gings dreieinhalb Stunden lang in Richtung offenes Meer, bis man nach so zwei Stunden plötzlich Berge aus dem Wasser wachsen sah, die Lofoten am Horizont.

So ist wirklich der erste Eindruck, eine schroffe Bergkette im Meer. Als wir am Anleger ankamen stand Gott sei Dank der Linienbus in Richtung Autoverleih schon bereit und so konnten wir nach einer Stunde Fahrt bei Berres Bil og Bat unsere weiße Göttin in Empfang nehmen. Klugerweise hatte ich mich im Voraus nach privaten Verleihern erkundigt, Hertz etc sind einfach nicht zu bezahlen, und den billigsten Wagen vormerken lassen. Ein schneeweißer 1995er Volvo 640 erwartete uns, zum Spottpreis von 300Nok pro Tag, alles inklu. Der Knaller war aber die Sitzheizung.
So machten wir uns dann, unsere neue Freiheit nutzend, auf zum Startpunkt unserer Tour, dem südlichsten Ende der Lofoten, A. Ja, so heisst der Ort wirklich. Ein recht nettes Fischerdorf, allerdings komplett auf Touristen ausgerichtet, mit Fischerei- und Stockfischmuseum, welche wir uns allerdings gespart haben.

Die Aussicht auf die vor uns liegenden schroffen Felshänge, die direkt ins Meer zu fallen schienen, war aber schonmal nicht schlecht, auch wenn die tiefhängenden Wolken und der dauernde Nieselregen die Stimmung etwas trübten. Da war es, das Lofotenwetter, vor dem jeder Reisführer warnt, Regen, Regen, Regen. Wir liessen uns aber nicht unterkriegen, bestiegen noch den Telegraphenhügel in Sorvagen und suchten uns dann, nach ein paar weiteren eher nicht erwähnenswerten Dörfern, einen gemütlichen Ort um unsere eingekaufte Dose Spaghetti Capri aufzuwärmen. Am ersten Tag hatten wir noch Hoffnung, doch ich nehme Eines schon vorweg: Das Angebot von Dosenessen ist in jedem Supermarkt auf den Lofoten, egal welche Kette, komplett gleich, sogar die Anordnung ist die selbe, so blieb es mehr oder weniger bei dieser "leckeren" Variante. Wir fuhren dann noch ein Stück weiter, weg von der E10, vorbei an Fredvang, um uns an einer Parkbucht am Fjord ein Nachtlager in unserem Volvo zu bereiten, denn wir hatten uns vorgenommen so ein wenig Geld zu sparen. Ausklang dann bei einem oder zwei Cuba Libres...
Tag 2 Fredvang - Brenna
Die erste große Tagesetappe lag vor uns, eine regenreiche Nacht hinter uns und das Wetter klarte auf, wunderbar. Kurzes Frühstück auf der Motorhaube und dann auf nach Nesland, immer schön am Fjord entlang. Sehr beeindruckend über dies Schotterstraße zu fahren, links hohe Berge, rechts Wasser und wieder hohe Berge und leider dauernd diese nervigen Schafe, na gut. Von Nesland selbst hatte man eine schönen Ausblick über das spiegelglatte Meer zum Festland und dort sollte auch eine schöne Wanderung nach Nusfjord beginnen, laut Internet-Guide sollte man dafür "gut zu Fuß" sein. Nach Trollheimen fühlte ich mich definitiv ganz gut zu Fuß, die Archillessehnenprobleme waren abgeklungen und so machte ich mich auf, während Andy wegen seines Knies lieber das Auto nahm. Die Strecke sollte markiert sein, was sie eher seltener war und gut zu Fuß war mal wieder ein kleiner Euphemismus: Der anfangs leichte Weg führte später über Auto-große Felsbrocken, an steilen Abhängen vorbei und sogar über eine 5m hohe Leiter, Norwegen halt.

Der Ausblick war dafür echt grandios, mein Knie aber froh als es vorbei war. Wir besichtigten dann im Anschluss Nusfjord, UNESCO Weltkulturerbe, das schönste Fischerdorf auf den Lofoten, zugegeben, aber Weltkulturerbe? Na ja...

Von dort ging es dann nach Flakstad und plötzlich lag er vor uns: weiß, von Felsen umsäumt, von hohen Bergen eingerahmt, von der türkisen Brandung sanft geküsst (ok, jetzt reichts) Der Porno-Sandstrand auf den Lofoten! Ein unwirkliche Kulisse wenn man den Breitengrad bedenkt, ein Sandstrand mit türkisem Wasser vor Bergen auf denen manchmal noch Schnee lag.

Es hielt uns natürlich nichts, rein in die Badeklamotten, rein ins Wasser und stop nach zwei Schritten: Mit den Nordpolarmeer ist nicht zu spaßen, ich glaube fast nicht, dass das schon 10°C waren. Fürs Foto hats gereicht ;).

Weiter gings nach Myrland, mit wunderbarem Ausblick auf die Westwand der Lofoten und das offene Meer und durch den Tunnel zur nächsten Insel, Vestvagoy.

Dort nach Leknes, hässlich wie die Nacht und weiter nach Stamsund, noch viel schlimmer. Die Städte hatten wirklich nichts zu bieten, die Szenerie war dafür umso schöner, hohe Berge, immermal wieder ein kleiner Sandstrand und kleine Häfen mit Fischerbooten. Weiter gings nach Gimsoy, der kleinsten Lofoteninsel. Eigentlich ganz witzig, Gimsoy hat nur einen Berg umgeben von Flachland, seltene Abwechslung in unser gebirgigen Umgebung. Allerdings ist die Insel wirklich nicht groß, wir sind in ca. 90min über Schotterstraßen einmal rum gefahren. Vielleicht auch ein Vorteil, da die Insel kaum touristisch erschlossen ist und daher einen ganz eigene Charme hat. Abendessen an einer Raststätte mit Spaghetti Capri (am zweiten Tag erschienen sie genießbarer) und dann einen Schlafplatz gesucht um den Sonnenuntergang zu sehen. Leider haben uns die Wolken einen Strich durch die Rechnung gemacht, und so blieb es bei diffusem Licht.

Allerdings haben wir noch die Rückenflossen mehrer Delphine oder Zwegwale im Fjord vor uns gesehen und ich habe bei erfolglosen Angelversuchen nen Blinker im Tangwald verloren...
Tag 3 Brena - Raftsund
Dieser Tag begann wie der letzte aufgehört hatte, leicht bedeckt, aber mit guter Laune. Zuerst ging es nach Henningsvaer, auf unserer Tourikarte ein Ort voller Attraktionen, mit einer Gallerie + Diashow die man nicht verpassen sollte (ups...) und diversen anderen Attraktionen. Zwar lag der Ort ganz schön auf ein paar Inseln, sonst gibt es aber wirklich nicht allzuviel zu erwähnen.

Also auf zum nächsten Ziel: Kabelvag, mit dem Lofotmuseum und dem Lofotaquarium, man muss ja auch mal was für seine Bildung tun. Das Museum war echt interessant, Bilder und Ausstellung über die Fischerei von früher, mit Holzbooten, Leinen, riesigen Haken, Beispielen alter Fischerhütten und den Ausstellungsstücken eines alten Zirkus, man beachte das Kalb mit den zwei Köpfen...

Das Lofotaquarium hat mich dann wieder nicht so umgehauen, da ist man größeres und besseres gewohnt, es gab aber eine schöne Diashow/Film über das Leben auf den Lofoten, unter anderem die Lofoten im Polarlicht, das würde ich echt gern mal sehen. Außerdem haben wir die Seeotterfütterung mitbekommen ;) Weiter gings nach nach Svolvaer, der "Hauptstadt" der Lofoten, triste Betonbauten entlang einer geraden Strasse. Also haben wir nur kurz eingekauft (als Ersatz für die gute Spaghetti Capri heute mal lecker Fisch, man gönnt sich ja sonst nix)und sind dann aufgebrochen, denn Svolvaer ist der Ausgangspunkt für die sogenannte "Kaiserroute" (nach unserem guten Kaiser Wilhelm II. der anscheinend großer Lofotenliebhaber war)nach Digermulen, dem quasi Endpunkt der Lofoten. Kurze Einwurf zu Svolvaer: Wie dekadent (und nutzlos) sind eigentlich digitale Preisschilder im Supermarkt?! Sightseeing Nr.1 war die Kirche von Sidpollnes, die auf einer kleinen Insel im Fjord liegt (für uns sogar mit Regenbogen), kein schlechtes Motiv vor den umgebenden hohen Bergen.

Weiter gings über Lauvik mit einem ganz schönen Hafen und endlich mal ordentlich Seegang, da wurde einem endlich mal klargemacht dass man am Meer steht, an die Nordküste von Austvagoy wo es mal wieder einen sehr geilen Strand zu bewundern gab. Kurz davor dann der "Friedhof der Grabsteine", da wurden ein paar ältere Modelle einfach ausgemustert. Durch Fiskebol (wenn mich nicht alles täuscht heisst das übersetzt quasi Fischfrikadelle...)durch gings es rauf auf die Raftsundbrücke, Ausblick deluxe inklusive.

Auf der anderen Seite haben wir uns dann einen Schlafplatz gesucht. Problem dabei war, dass wir die Hurtigrute im Raftsund beobachten wollten (der ist an seiner schmalsten Stelle so 150m breit). Zuerst haben wir uns ein wenig mit der Richtung der Hurtigrute vertan und mussten dann nochmal umparken, aber gut. So gegen 23:00 war es dann soweit, die Hurtigrute fuhr an uns vorbei und in den Trollfjord ein.

Leider etwas dunkel für vernünftige Fotos...
Tag 4 Raftsund - Flakstad
Am letzten richtigen Tag auf den Lofoten hatten wir dann das allerbeste Wetter - strahlender Sonnenschein, da war fast kurze Hose angebracht. Wir brachen also auf nach Süden, immer den Raftsund entlang, durch Digermulen nach Pundslett. Dort hat man einen super Blick über hunderte kleiner Inseln auf die Berge des Festlands im Hintergrund.

Dann weiter nach Arsteinen mit nem Knallerstrand. Das witzige daran war, dass der Strand in zwei Richtungen abfiel, wovon eine immer in der Sonne liegt, relativ praktisch.

Weiter nach Holandshamm wo im Hafen ein riesiger Schwarm Jungfische unterwegs war. Die Jäger liessen nicht lange auf sich warten, ich war ganz heiss auf Angeln und hätte um ein Haar nen schönen Seelachs von 60cm gefangen, der ist aber im letzten Moment vom Haken und die Viecher haben danach schnell gelernt... Abendessen also wieder Spaghetti Capri, beim dritten Mal gar nicht mehr sooo schlimm. Vorher gings es aber zurück, immer die E10 entlang, also auch durch den Norden von Vestavagoy den wir vorher ausgelassen hatten. Kleine Tankpause in Svolvaer, aus Neugier haben wir dann den Stadteil "Kuba" gesucht, der entpuppte sich als kleine Insel von der man bis zur Spitze der Mole laufen konnten. Dort dann große Pause im Sonnenschein. Geschützt vorm Wind hätte ich gerne noch meine Sonnencreme genutzt, doch die war im Auto, bin aber knapp ohne Sonnenbrand davongekommen. Weiter gings zum Wikingermuseum, der Eintritt war zu teuer, aber wir haben uns gut mit einer deutschen Skandinavistik/Kunstgeschichte Studentin unterhalten die dort ein Praktikum absolviert. Das muss auch schnell langweilig werden. Egal, immer weiter ging die Reise. Der nächste Strand wartete: In Unnstad gabs mal wieder ordentlich weißen Sand und sogar ordentlich Wellen dazu.

Gerade als wir fahren wollten entschied sich ein Schwede, der neben uns auf dem Parkplatz stand, sein Surfbrett auszupacken. Respekt.
Dieser Tag endete dann in Flakstad am bereits erwähnten Strand. Dort konnten wir dann endlich den Sonnenuntergang beobachten.

Obwohl mir der erste hinter den Wolken besser gefallen hat. Nun ja.
Tag 5: Flakstad - Moskenes - Bode - Trondheim
Tja, es war soweit, wir mussten unsere Sachen aus dem Auto zusammensuchen, die Rucksäcke wieder packen und auf nach Ramberg. Dort wurde unsere weiße Göttin mit Tränen im Auge wieder an Berres Bil und Boot übergeben. Verlässliches und strapazierfähiges Wägelchen. Wünsche dir noch ein langes Leben! Mit dem Bus dann nach Moskenes, Fähre nach Bode und schließlich ab in den Nachtzug. Bode kann mit einem Wort ganz gut beschrieben werden: trostlos. Anscheinend hat die Wehrmacht Bode in WWII innerhalb von zwei Stunden ziemlich dem Erdboden gleichgemacht. Und die Norweger haben die Stadt komplett in Ostbeton wieder hochgezogen. Gruselig.
Ein kleines Resumee: Verglichen mit unserem Wandertrip in Trollheimen haben ich die Lofoten viel weniger intensiv erlebt, es bleibt einfach weniger hängen wenn man mit dem Auto einfach so durchrauscht. Allerdings kann ich die Inseln jedem mit Zeit total empfehlen, ich hätte gerne noch Angelausflüge unternommen, ein paar Berge bestiegen und die Natur einfach besser auf mich wirken lassen. Und da sind auch noch die Walsafaris mit Garantie in Andalsnes auf den Vesteralen, das wäre auch noch son Ding... Geile Umgebung. Bis Ende Juli scheint wie gesagt die Mitternachtssonne, das wäre bestimmt cool zu sehen, genauso wie das Polarlicht im Winter über den eingeschneiten Bergen. Oder vielleicht die Zeit des großen Dorschfangs im Februar-März. Hmm, zu wenig Zeit.
An dieser Stelle mach ich kurz mal Schluss, bald geht mein Zug nach Oslo wo ich morgen endlich Lisa wiedersehe. Ich werde den Bericht so schnell wie möglich fortsetzen. Bis dann