Dienstag, 19. August 2008

Die Lofoten - Ein Gebirge im Meer

Wie angekündigt nun mein Reisebericht von den Lofoten. Die Lofoten werden selbst von Norwegern oft als schönstes Gebiert Norwegens bezeichnet, ein Auslandssemester kann also ohne einen Besuch dort nicht komplett sein. So haben Andy und ich also zwei Zugtickets nach Bode und zurück gebucht und von dort unsere Lofotenreise gestartet.

Zuerst mal wieder ein bischen was zu Land und Leuten. Die Lofoten liegen 100 bis 300km nördlich des Polarkreises und damit ungefähr auf gleicher Höhe mit Alaska (!!!), haben aber aufgrund des Golfstroms noch ein relativ angenehmes Klima. Seit Menschen auf den Inseln leben gehts hauptsächlich um Fischfang, von Februar bis März kommt der Dorsch in riesigen Schwärmen um zu laichen (in der Hochzeit Ende des 19. Jahrhunderts wurden 40.000t Fisch pro Saison gefangen), wird gefangen und zu Trockenfisch verarbeitet, dazu später mehr. Trockenfisch ist somit der Hauptexportartikel. Der Rest der Leute ernährt sich wohl vom Tourismus, die Inseln werden im Sommer regelrecht von Deutschen, Holländern, Italienern und Spaniern in Wohnwagen und Reisbussen überrollt, größtenteils ein eher schauriges Schauspiel, klassische deutsche Camper eben... Es ragen bis zu 1200 hohe Berge direkt aus dem Meer auf, verbunden mit weißen Sandstränden und türkisblauem Wasser, das man meint man wär in der Karibik. Aber jetzt mal chronologisch:

Tag 0 und 1: Trondheim - Bode - Moskenes - Fredvang
Abends ging es mit dem Nachtzug auf nach Bode, total geiler Zug da im Stil der zwanziger Jahre gehalten, große Ohrensessel mit Relaxfunktion als Sitze, da ließ es sich aushalten. In Bode angekommen gings dann rüber zur Fähre, die praktischerweise keine 100m von Bahnhof ablegt. Zusammen mit haufenweise spanischen und italienischen Touristen (anscheinend sind da gerade Ferien, da fahren die einfach mal mit nem Wohnmobil von Italien auf die Lofoten, die sind bekloppt!) gings dreieinhalb Stunden lang in Richtung offenes Meer, bis man nach so zwei Stunden plötzlich Berge aus dem Wasser wachsen sah, die Lofoten am Horizont. So ist wirklich der erste Eindruck, eine schroffe Bergkette im Meer. Als wir am Anleger ankamen stand Gott sei Dank der Linienbus in Richtung Autoverleih schon bereit und so konnten wir nach einer Stunde Fahrt bei Berres Bil og Bat unsere weiße Göttin in Empfang nehmen. Klugerweise hatte ich mich im Voraus nach privaten Verleihern erkundigt, Hertz etc sind einfach nicht zu bezahlen, und den billigsten Wagen vormerken lassen. Ein schneeweißer 1995er Volvo 640 erwartete uns, zum Spottpreis von 300Nok pro Tag, alles inklu. Der Knaller war aber die Sitzheizung.
So machten wir uns dann, unsere neue Freiheit nutzend, auf zum Startpunkt unserer Tour, dem südlichsten Ende der Lofoten, A. Ja, so heisst der Ort wirklich. Ein recht nettes Fischerdorf, allerdings komplett auf Touristen ausgerichtet, mit Fischerei- und Stockfischmuseum, welche wir uns allerdings gespart haben. Die Aussicht auf die vor uns liegenden schroffen Felshänge, die direkt ins Meer zu fallen schienen, war aber schonmal nicht schlecht, auch wenn die tiefhängenden Wolken und der dauernde Nieselregen die Stimmung etwas trübten. Da war es, das Lofotenwetter, vor dem jeder Reisführer warnt, Regen, Regen, Regen. Wir liessen uns aber nicht unterkriegen, bestiegen noch den Telegraphenhügel in Sorvagen und suchten uns dann, nach ein paar weiteren eher nicht erwähnenswerten Dörfern, einen gemütlichen Ort um unsere eingekaufte Dose Spaghetti Capri aufzuwärmen. Am ersten Tag hatten wir noch Hoffnung, doch ich nehme Eines schon vorweg: Das Angebot von Dosenessen ist in jedem Supermarkt auf den Lofoten, egal welche Kette, komplett gleich, sogar die Anordnung ist die selbe, so blieb es mehr oder weniger bei dieser "leckeren" Variante. Wir fuhren dann noch ein Stück weiter, weg von der E10, vorbei an Fredvang, um uns an einer Parkbucht am Fjord ein Nachtlager in unserem Volvo zu bereiten, denn wir hatten uns vorgenommen so ein wenig Geld zu sparen. Ausklang dann bei einem oder zwei Cuba Libres...

Tag 2 Fredvang - Brenna
Die erste große Tagesetappe lag vor uns, eine regenreiche Nacht hinter uns und das Wetter klarte auf, wunderbar. Kurzes Frühstück auf der Motorhaube und dann auf nach Nesland, immer schön am Fjord entlang. Sehr beeindruckend über dies Schotterstraße zu fahren, links hohe Berge, rechts Wasser und wieder hohe Berge und leider dauernd diese nervigen Schafe, na gut. Von Nesland selbst hatte man eine schönen Ausblick über das spiegelglatte Meer zum Festland und dort sollte auch eine schöne Wanderung nach Nusfjord beginnen, laut Internet-Guide sollte man dafür "gut zu Fuß" sein. Nach Trollheimen fühlte ich mich definitiv ganz gut zu Fuß, die Archillessehnenprobleme waren abgeklungen und so machte ich mich auf, während Andy wegen seines Knies lieber das Auto nahm. Die Strecke sollte markiert sein, was sie eher seltener war und gut zu Fuß war mal wieder ein kleiner Euphemismus: Der anfangs leichte Weg führte später über Auto-große Felsbrocken, an steilen Abhängen vorbei und sogar über eine 5m hohe Leiter, Norwegen halt. Der Ausblick war dafür echt grandios, mein Knie aber froh als es vorbei war. Wir besichtigten dann im Anschluss Nusfjord, UNESCO Weltkulturerbe, das schönste Fischerdorf auf den Lofoten, zugegeben, aber Weltkulturerbe? Na ja... Von dort ging es dann nach Flakstad und plötzlich lag er vor uns: weiß, von Felsen umsäumt, von hohen Bergen eingerahmt, von der türkisen Brandung sanft geküsst (ok, jetzt reichts) Der Porno-Sandstrand auf den Lofoten! Ein unwirkliche Kulisse wenn man den Breitengrad bedenkt, ein Sandstrand mit türkisem Wasser vor Bergen auf denen manchmal noch Schnee lag.
Es hielt uns natürlich nichts, rein in die Badeklamotten, rein ins Wasser und stop nach zwei Schritten: Mit den Nordpolarmeer ist nicht zu spaßen, ich glaube fast nicht, dass das schon 10°C waren. Fürs Foto hats gereicht ;). Weiter gings nach Myrland, mit wunderbarem Ausblick auf die Westwand der Lofoten und das offene Meer und durch den Tunnel zur nächsten Insel, Vestvagoy. Dort nach Leknes, hässlich wie die Nacht und weiter nach Stamsund, noch viel schlimmer. Die Städte hatten wirklich nichts zu bieten, die Szenerie war dafür umso schöner, hohe Berge, immermal wieder ein kleiner Sandstrand und kleine Häfen mit Fischerbooten. Weiter gings nach Gimsoy, der kleinsten Lofoteninsel. Eigentlich ganz witzig, Gimsoy hat nur einen Berg umgeben von Flachland, seltene Abwechslung in unser gebirgigen Umgebung. Allerdings ist die Insel wirklich nicht groß, wir sind in ca. 90min über Schotterstraßen einmal rum gefahren. Vielleicht auch ein Vorteil, da die Insel kaum touristisch erschlossen ist und daher einen ganz eigene Charme hat. Abendessen an einer Raststätte mit Spaghetti Capri (am zweiten Tag erschienen sie genießbarer) und dann einen Schlafplatz gesucht um den Sonnenuntergang zu sehen. Leider haben uns die Wolken einen Strich durch die Rechnung gemacht, und so blieb es bei diffusem Licht. Allerdings haben wir noch die Rückenflossen mehrer Delphine oder Zwegwale im Fjord vor uns gesehen und ich habe bei erfolglosen Angelversuchen nen Blinker im Tangwald verloren...

Tag 3 Brena - Raftsund
Dieser Tag begann wie der letzte aufgehört hatte, leicht bedeckt, aber mit guter Laune. Zuerst ging es nach Henningsvaer, auf unserer Tourikarte ein Ort voller Attraktionen, mit einer Gallerie + Diashow die man nicht verpassen sollte (ups...) und diversen anderen Attraktionen. Zwar lag der Ort ganz schön auf ein paar Inseln, sonst gibt es aber wirklich nicht allzuviel zu erwähnen. Also auf zum nächsten Ziel: Kabelvag, mit dem Lofotmuseum und dem Lofotaquarium, man muss ja auch mal was für seine Bildung tun. Das Museum war echt interessant, Bilder und Ausstellung über die Fischerei von früher, mit Holzbooten, Leinen, riesigen Haken, Beispielen alter Fischerhütten und den Ausstellungsstücken eines alten Zirkus, man beachte das Kalb mit den zwei Köpfen... Das Lofotaquarium hat mich dann wieder nicht so umgehauen, da ist man größeres und besseres gewohnt, es gab aber eine schöne Diashow/Film über das Leben auf den Lofoten, unter anderem die Lofoten im Polarlicht, das würde ich echt gern mal sehen. Außerdem haben wir die Seeotterfütterung mitbekommen ;) Weiter gings nach nach Svolvaer, der "Hauptstadt" der Lofoten, triste Betonbauten entlang einer geraden Strasse. Also haben wir nur kurz eingekauft (als Ersatz für die gute Spaghetti Capri heute mal lecker Fisch, man gönnt sich ja sonst nix)und sind dann aufgebrochen, denn Svolvaer ist der Ausgangspunkt für die sogenannte "Kaiserroute" (nach unserem guten Kaiser Wilhelm II. der anscheinend großer Lofotenliebhaber war)nach Digermulen, dem quasi Endpunkt der Lofoten. Kurze Einwurf zu Svolvaer: Wie dekadent (und nutzlos) sind eigentlich digitale Preisschilder im Supermarkt?! Sightseeing Nr.1 war die Kirche von Sidpollnes, die auf einer kleinen Insel im Fjord liegt (für uns sogar mit Regenbogen), kein schlechtes Motiv vor den umgebenden hohen Bergen. Weiter gings über Lauvik mit einem ganz schönen Hafen und endlich mal ordentlich Seegang, da wurde einem endlich mal klargemacht dass man am Meer steht, an die Nordküste von Austvagoy wo es mal wieder einen sehr geilen Strand zu bewundern gab. Kurz davor dann der "Friedhof der Grabsteine", da wurden ein paar ältere Modelle einfach ausgemustert. Durch Fiskebol (wenn mich nicht alles täuscht heisst das übersetzt quasi Fischfrikadelle...)durch gings es rauf auf die Raftsundbrücke, Ausblick deluxe inklusive.
Auf der anderen Seite haben wir uns dann einen Schlafplatz gesucht. Problem dabei war, dass wir die Hurtigrute im Raftsund beobachten wollten (der ist an seiner schmalsten Stelle so 150m breit). Zuerst haben wir uns ein wenig mit der Richtung der Hurtigrute vertan und mussten dann nochmal umparken, aber gut. So gegen 23:00 war es dann soweit, die Hurtigrute fuhr an uns vorbei und in den Trollfjord ein. Leider etwas dunkel für vernünftige Fotos...

Tag 4 Raftsund - Flakstad
Am letzten richtigen Tag auf den Lofoten hatten wir dann das allerbeste Wetter - strahlender Sonnenschein, da war fast kurze Hose angebracht. Wir brachen also auf nach Süden, immer den Raftsund entlang, durch Digermulen nach Pundslett. Dort hat man einen super Blick über hunderte kleiner Inseln auf die Berge des Festlands im Hintergrund. Dann weiter nach Arsteinen mit nem Knallerstrand. Das witzige daran war, dass der Strand in zwei Richtungen abfiel, wovon eine immer in der Sonne liegt, relativ praktisch. Weiter nach Holandshamm wo im Hafen ein riesiger Schwarm Jungfische unterwegs war. Die Jäger liessen nicht lange auf sich warten, ich war ganz heiss auf Angeln und hätte um ein Haar nen schönen Seelachs von 60cm gefangen, der ist aber im letzten Moment vom Haken und die Viecher haben danach schnell gelernt... Abendessen also wieder Spaghetti Capri, beim dritten Mal gar nicht mehr sooo schlimm. Vorher gings es aber zurück, immer die E10 entlang, also auch durch den Norden von Vestavagoy den wir vorher ausgelassen hatten. Kleine Tankpause in Svolvaer, aus Neugier haben wir dann den Stadteil "Kuba" gesucht, der entpuppte sich als kleine Insel von der man bis zur Spitze der Mole laufen konnten. Dort dann große Pause im Sonnenschein. Geschützt vorm Wind hätte ich gerne noch meine Sonnencreme genutzt, doch die war im Auto, bin aber knapp ohne Sonnenbrand davongekommen. Weiter gings zum Wikingermuseum, der Eintritt war zu teuer, aber wir haben uns gut mit einer deutschen Skandinavistik/Kunstgeschichte Studentin unterhalten die dort ein Praktikum absolviert. Das muss auch schnell langweilig werden. Egal, immer weiter ging die Reise. Der nächste Strand wartete: In Unnstad gabs mal wieder ordentlich weißen Sand und sogar ordentlich Wellen dazu. Gerade als wir fahren wollten entschied sich ein Schwede, der neben uns auf dem Parkplatz stand, sein Surfbrett auszupacken. Respekt.
Dieser Tag endete dann in Flakstad am bereits erwähnten Strand. Dort konnten wir dann endlich den Sonnenuntergang beobachten. Obwohl mir der erste hinter den Wolken besser gefallen hat. Nun ja.

Tag 5: Flakstad - Moskenes - Bode - Trondheim
Tja, es war soweit, wir mussten unsere Sachen aus dem Auto zusammensuchen, die Rucksäcke wieder packen und auf nach Ramberg. Dort wurde unsere weiße Göttin mit Tränen im Auge wieder an Berres Bil und Boot übergeben. Verlässliches und strapazierfähiges Wägelchen. Wünsche dir noch ein langes Leben! Mit dem Bus dann nach Moskenes, Fähre nach Bode und schließlich ab in den Nachtzug. Bode kann mit einem Wort ganz gut beschrieben werden: trostlos. Anscheinend hat die Wehrmacht Bode in WWII innerhalb von zwei Stunden ziemlich dem Erdboden gleichgemacht. Und die Norweger haben die Stadt komplett in Ostbeton wieder hochgezogen. Gruselig.

Ein kleines Resumee: Verglichen mit unserem Wandertrip in Trollheimen haben ich die Lofoten viel weniger intensiv erlebt, es bleibt einfach weniger hängen wenn man mit dem Auto einfach so durchrauscht. Allerdings kann ich die Inseln jedem mit Zeit total empfehlen, ich hätte gerne noch Angelausflüge unternommen, ein paar Berge bestiegen und die Natur einfach besser auf mich wirken lassen. Und da sind auch noch die Walsafaris mit Garantie in Andalsnes auf den Vesteralen, das wäre auch noch son Ding... Geile Umgebung. Bis Ende Juli scheint wie gesagt die Mitternachtssonne, das wäre bestimmt cool zu sehen, genauso wie das Polarlicht im Winter über den eingeschneiten Bergen. Oder vielleicht die Zeit des großen Dorschfangs im Februar-März. Hmm, zu wenig Zeit.



An dieser Stelle mach ich kurz mal Schluss, bald geht mein Zug nach Oslo wo ich morgen endlich Lisa wiedersehe. Ich werde den Bericht so schnell wie möglich fortsetzen. Bis dann

Montag, 11. August 2008

Trekanten i Trollheimen - Wandern in Norwegen

Wie schon in einem früheren Post erwähnt hatte ich die ganze Zeit noch geplant einen der Nationalparks bzw. großen Wandergebiete zu besuchen. Diesen Wunsch habe ich in der letzten Woche dann umgesetzt: Zusammen mit Andy bin ich "Das Dreieck" in Trollheimen gewandert (http://www.turistforeningen.no/english/trip.php?tp_id=7591&fo_id=3987). Das ist eine der klassischen Wanderstrecken in Norwegen und besteht aus drei bewirtschafteten Hütten und dazwischenliegenden markierten Pfaden durch Trollheimen, das Hausgebirge Trondheims.

Doch erst mal ein paar Worte zum Wandern in Norwegen vorweg. Norweger sind unheimlich Outdoor-begeistert, es gehört geradezu zum Selbsverständnis der Norweger, besonders der älteren Generation, sich zu jeder Jahreszeit im Freien zu bewegen, sei es zu Fuß, mit Kanu, Fahrrad oder Ski, hauptsache "Friluftopplevelse" =Frischlufterlebnis. Daher ist es nicht verwunderlich, daß es in Norwegen einen der (den?) wohl größten Wandervereine der Welt gibt, den DNT = Den Norske Turistforening mit ca. 210.000 Mitgliedern(=5% der Bevölkerung). Der DNT betreibt über Ortsgruppen ca. 20.000km markierte Wanderwege und eine große Anzahl Hütten die immer so eine Tageswanderung auseinander liegen. Manche sind das ganze Jahr über bewirtet, andere sind Selbstbedienerhütten oder nicht mit Essen ausgestattet. Die Mitgliedschaft gibt einem Rabatt bei Übernachtungen und Essen und auch für Kinder und Studenten sind die Leistungen billiger. Vor allem ist das Ganze recht billig für norwegische Verhältnisse, 35€ kostet die Jahresmitgliedschaft für Studenten, das hat man bei drei Übernachtungen schon wieder raus. Aber jetzt genug der Einleitung, rein ins Geschehen:

Tag 1: Trondheim-Oppdal-Festa-Gjevilvasshytta
Wir hatten uns dafür entschieden nur das Abendessen auf den Hütten zu nehmen und den restlichen Proviant aus Kostengründen selbst mitzubringen, also gings am Mittwoch morgen hoch bepackt mit dem Zug nach Oppdal und weiter mit dem Zug nach Festa. Von dort sind wir dann die ersten 12km über Asphalt und Schotter zur ersten Hütte, der Gjevilvasshytta, gewandert. Ein kleiner Trip zum Warmwerden also. Die Hütte ist die älteste im ganzen DNT Netz (eingetragen ab 1819, die ältesten Baumstämme stammen von 1739) und soll eine der Schönsten sein, da fehlen mit natürlich etwas die Vergleichsmöglichkeiten... Die Lage ist auf jeden Fall super, oberhalb des Gjevilvassvatnet mit Blick auf die ersten Ausläufer von Trollheimen. Großes Highlight: An eben jenem See gibt es einen Sandstrand, mein erster in Norwegen! Auf den Hütten wir extra nur traditionelle norwegische Kost serviert, so konnte wir uns am Abend dann an Kartoffeln, pürierten Kohlrabi, Würstchen und gekochtem Lamm satt essen. Diese warmen Mahlzeiten sollten wir noch zu schätzen lernen. Nach dem Essen haben wir dann noch kurz den Sandstrand besichtigt und sind dann ins Bett, den am nächsten Morgen stand die längste Tour unserer Wanderung, von der Gjevilvasshytta zur Trollheimshytta an.

Tag 2: Gjevilvasshyta - Trollheimshytta übers Mellomfjell
Wecker um 7:30, Vorhänge zurückgezogen, strahlender Sonneschein. Deluxe! Gefrühstückt , bezahlt, nen kurzen Eintrag im Gästebuch hinterlassen und auf ging es. Angefangen bei 600m ging es erst mal hoch auf 1100m, mit ner super Aussicht zurück über den See (die Baumgrenze liegt hier so bei 950m). Vor uns immer den Blaho mit 1671m an dem wir seitlich vorbeigeklettert sind. Beim Aufstieg wurden wir nach und nach von zwei Ehepaaren so Mitte fünfzig und zwei Jungs so um die 14 überholt. Da gilt es einen gewissen Humor an den Tag zu legen, schliesslich sind das Norweger und die spielen in einer gaaaanz anderen Liga. Hinterm Blaho sind wir dann an zwei Geirgsseen vorbei, aber nicht ohne eine wohlverdiente Rast einzuschieben. Weiter gings dann über ein Schneefeld und den Pfad hoch zum höchsten Punkt der Tour, Rian bei 1320m. Bei Aufstieg fragt man sich wirklich ob die Norweger komplett verrückt geworden sind oder eigentlich von Bergziegen abstammen, was hier einer der bekanntesten Wanderwege ist würde in Deutschland wahrscheinlich wegen zu großer Gefahren nicht TÜV-abgenommen, leider. Denn die Aussicht von dort oben war schon spektakulär. Links liegt das Snotamassiv, 1620m hoch und eigentlich das Ziel unserer nächsten Tagesetappe (dazu später mehr) und rechts kann man über das innere Trollheimen blicken. Leider auch auf den bevorstehenden steilen Abstieg, aber da muss man durch. Mit Pausen gings dann weiter, an Bergssee vorbei, über Schneefelder (ich denke manche davon schmelzen auch bis zum Winter nicht mehr, sind damit doch eigentlich Gletscher, also Gletscher kann von Liste gestrichen werden...) und Geröllfelder, immer die gelbe Backsteinstraße entlang (Insider). Bis wir schliesslich Stallen erreicht hatten. Auf 1200 Meter öffnete sich da eine der spektakulärsten Aussichten, die ich in meinem Leben gesehen habe (ich hoffe ich kann das in Photoshop oder so zusammensetzten). Snota und all die anderen Schnee bedeckten kargen Wipfel im Westen, vor uns 700 Meter tiefer das bewaldete Tal mit Flüssen die von allen Seiten kommen und in den Grasjoen (See) münden und im Osten die zwei Gipfel von Trollhetta, auch so 1600m hoch. Supergeil.
Dazu noch ein durchscheinender Regenbogen vom vorherigen Schauer und eine Tafel Schokolade. Deluxe.
Von da ging es dann noch so anderthalb Stunden den Berg wieder runter, über zwei Brücken zu Trollheimshytta. Da war es auch gut gewesen, denn unsere Erschöpfung war nur noch mit Humor zu kompensieren. Allerdings: Die Route war ohne Pausen mit 8Stunden angegeben, wir haben es mit Pausen in 7:50 geschafft!
Trollheimshytta liegt wie gesagt im Tal, Strom gibt es vom Generator, beliefert wird die Hütten per Helikopter (das haben wir selbst erlebt) und es gibt nur Plumpsklos, die aber in hoher Qualität.
Das Beste war aber die warme Dusche, Wasser aufgeheizt mit Holz. Danach ging es uns da schon wieder weitaus besser, nach dem Abendessen und dem obligatorischen Bier (übrigens mein teuerstes bis jetzt, 9€ für ein 0,5 Dosenbier) taten die Beine auch nicht mehr ganz so weh. Vor allem nicht bei Herr der Ringe - Die zwei Türme auf norwegisch am Kamin. Da lässt es sich leben. Leider zog es sich im Laufe des Abends ziemlich zu, es fing an zu regnen und wurde nebelig. Die Wettervorhersage sprach von Regenschauern und eventuell Gewitter am nächsten Tag. Da Andys Knie auch schon erste Ermüdungserscheinungen zeigte haben wir auf die Wanderung auf Snotas Gipfel leider verzichtet. Für den nächsten Tag wollte er die Route durchs Tal nehmen, während ich mir dachte die 8-10Stunden Tour über die Gipfel von Trollhetta in Angriff zu nehmen. Davon wurde mir aber aufgrund des Wetters abgeraten, so werde ich nie erfahren ob ein deutscher Körper diese urnorwegische Strapaze durchstehen kann ;)

Tag 3: Trollheimshytta - Jodalshytta über Geithetta
Wecker wieder auf 7:30, Vorhang auf, Nebel, Dreck! Von den drei möglichen Touren für diese Strecke hatten wir uns den Weg über Geithetta ausgesucht, der Weg durchs Tal erschien uns dann doch zu langweilig. Also nach den Frühstück schnell los, schliesslich lagen als Erstes 800m Aufstieg vor uns. Und die hatten es in sich. Immer steiler ging es hoch in den Nebel, nach kurzer Zeit war das Tal nicht mehr zu sehen. Dann fing es noch ein wenig an zu regnen, perfektes Wetter also. Aber davon und von dem üblen Terrain liessen wir uns nicht aufhalten, und so durchbrachen wir so auf 1200m den Nebel und konnten uns kurz sonnen. Bis da waren wir aber wieder einmal erniedrigt worden: Zwei ältere Damen, ich würde sie mal so auf 60 Jahre schätzen, haben uns auf dem Weg nach oben tatsächlich überholt. Ich weiß nicht wie die das machen, vielleicht schärfen 40 Jahre wandern die Sinne und erhöhen die Trittfestigkeit, einfach unglaublich. Nach 2 Stunden Aufstieg hatten wir dann endgültig den Gipfel des Geithetta erreicht und wollten den Blick auf Trollhetta geniessen, leider gab es aber nur Wolken und gelegentliche Umrisse zu erkennen. Von da an ging es dann langsam runter, zwischenzeitlich immer mal wieder kleine Teile von Trollhetta im Blick. Leider war das Wetter alles andere als einladend und so habe ich mich ziemlich unter meine Kaputze zurückgezogen und mich auf den Weg konzentriert, also eher weniger Panorama erlebt. Über Hochebenen weiter runter bis zum Fluss und weiter zur Jodalshytta. Am Ende kam sogar nochmal die Sonne raus und hat uns etwas gewärmt. Diese Strecke war mit 6 Stunden ausgezeichnet, 7 haben wir gebraucht und große Pausen haben wir aufgrund des schlechten Wetters nicht gemacht. Da war wohl viel Pulver schon am ersten Tag verschossen worden. Eine warme Dusche und das Abendessen hat aber Vieles wieder geradegerückt. An dem Abend haben wir uns noch länger mit mehreren Norwegern unterhalten. Wir saßen so mit 40 Leuten im Kaminzimmer, die Stimmung war total gemütlich. Und die Norweger erzählen davon, wie sehr sie dieses Freiluftleben schätzen und wie schade es ist, daß sich immer weniger junge Leute dafür begeistern können. Ich muss sagen es wäre super schade, wenn diese Lebenseinstellung aufgrund von Fast Food und Playstations langsam aussterben würde. Man muss sich mal klarmachen, alle Hütten und Wege werden mehr oder weniger durch Freiwillige in Schuss gehalten, wenn da kein Nachwuchs nachkommt bricht das System schnell zusammen. Dabei liebt jeder Norweger den ich auf dieser Tour getroffen habe seine Berge und die Bewegung so. Kein Wunder, daß es hier noch so viele gesunde alte Leute gibt, Frischluft konserviert ;)

Tag 4: Jodalshytta - Gjevilvasshytta
Leider war auch an diesem Tag das Wetter nicht so ganz auf unserer Seite, wenn die Sonne sich doch öfter gezeigt hat. Das Gelände war eigentlich im Vergleich zu den vorherigen Tagen relativ flach und so zogen wir guten Mutes los. Denn leider plagten uns zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Wehwehchen: Andys Knie, meine Archillessehnen, man ist keine 18 mehr ;) So waren wir ganz froh über das flache Gelände zum Warmwerden, bevor es dann wieder hoch auf die Hochebene ging.
Dort dann der Supergau: Wir sehen so 200 Meter entfernt zwei Tiere rumstehen, eins weiß eins schwarz. Dem Mitteleuropäer ist da schnell klar: Kühe. Aber weit gefehlt. Abends haben wir erfahren, daß wir Rentiere gesehen haben. Hätte wir das nur gerafft wären wir natürlich noch näher rangegangen...
Der Weg ging weiter über eigentlich einfaches Terrain, nur das der Weg an sich der absolute Horror war: Schlamm, Steine, Wurzeln, Steine, nochmehr Steine, Schlamm, etc. Kein Spaß. Vor allem nicht für Mr. Knie und Mr. Archillessehne. Es ist manchmal echt schade, daß man sich so stark auf den Weg konzentrieren muss, da bleibt gar kein Blick mehr für die Umgebung, die wirklich beeindruckend war. Wir kämpften uns dann durch bis zur Gjevilvasshytta. Dort angekommen hatten ich dann eines dieser Erlebnisse, wenn plötzlich alles perfekt läuft und man nur noch lachen kann (kennt ihr das?). Wir kamen rein, die Norweger mit denen wir in der letzten Nacht im Zimmer waren kommen auf uns zu und sagen uns, daß die Sauna in 15 Minuten fertig aufgeheizt ist. Wir zur Kasse, melden uns an, ich frag nach was die Sauna kostet und zack, die ist umsonst. Wie geil ist das. Einfach perfekt, man kommt nach einem feuchten, kalten (an der Hütte waren es 8°, im Gebirge höchstenes 6°) Wandertag an und die Sauna wartet. Ironie des Schicksals: Abends gab es dann noch Rentiergulasch zu Essen... Es folgte ein entspannter Abend am Feuer mit norwegischen Comics und Gesprächen: Was denkt der Deutsche an sich eigentlich über Skandinavien (mir sind so als Klassiker mal gute Schulen, Öl, Seen und Wälder eingefallen), machen wir einen Unterschied zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen (ich glaube nicht wirklich), wir fahren bald nach Berlin, was isst man da (Ääääh, Döner und Currywurst?!). Witziger Abend.

Tag 5: Gjevilvasshytta - Festa - Oppdal - Trondheim
Wir hatten Zeit, sind also endlich mal wieder ein wenig liegen geblieben. Allerdings hatte ich meine Angel und die Ausrüstung die ganze Zeit durchs Gebirge geschleppt und war Abends immer zu kaputt um nochmal angeln zu gehen, wollte dies also am Gjevilvassvatnet nachholen. So sind wir langsam (Knie und Archillessehne) zurück Richtung Festa gelaufen. Ich habe mich dann zwischendurch abgeseilt und die Angel ausgepackt. Und tatsächlich, nach einer Stunde Angeln hatte ich 3 schöne Regenbogenforellen erbeutet. Das Abendessen war also schonmal gerettet. Der Weg zurück war dann wenig spektakulär, ab Oppdal sind wir mit dem Bus nach Trondheim und nach dem Verzehr einer Forelle bin in einen Heilungsschlaf gefallen.
Es waren wunderbare fünf Tage in Trollheimen, auch wenn das Wetter nicht immer das Beste war, ich könnte mir vorstellen nur zum Wandern mal zurückzukommen, natürlich nur wenn die Archillessehne sich wieder einkricht.
Die Fotos die nicht im Bericht stehen werde ich dann noch als Album hochladen.
Mittwoch Abend steht dann der nächste Trip an, es geht auf die Lofoten, die vielleicht schönste Ecke Norwegens, man darf gespannt sein.
Bis dahin

Ha det!

Dienstag, 5. August 2008

Überbrückungsmusik

Mal wieder enttäusche ich meine fleissigen Leser mit einer Schaffenspause. Deshalb schonmal hier ein kurzer Vorgeschmack auf das was euch noch erwartet: Schmutzige Details aus dem Lager in Ahus, eine Reisebericht meiner morgen beginnenden 6tägigen Bergwanderung und ein Bericht über den nächste Woche stattfindenden Trip auf die Lofoten. Also bleibt am Ball.
Ach ja, gestern habe ich wieder einmal tiefe Einblicke in das Liebesleben der Norweger bekommen (das passiert wenn man ein Mädel zu ner Tasse Whiskey-Cola einlädt). Nur so viel vorweg: Norwegerinnen wollen schlecht behandelt werden, sind um die 20 besonders paarungsfreudig und fangen kann man sie mit Alkohol und Pizza Grandiosa beim Nachspiel. Großartig.

Grüsse in die Heimat.